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Der Dorfbrand von 1862


Am 01.11.2012 jährte sich die Brandnacht zum 150-mal.



Der folgende Text wurde 1912 von den Gemeindeverordneten
der Gemeinde
Heeselicht verfasst und ist Bestandteil der
Chronik von Heeselicht. 

 
 
Eine Schreckensnacht in Heeselicht vor 50 Jahren

In diesen Tagen vollendet sich ein halbes Jahrhundert seit

jener Nacht, da das zwischen Stolpen und Hohnstein an der Napoleonstraße
gelegene Dörfchen Heeselicht der Schauplatz eines furchtbaren Brandunglücks
war. Es war am 01. November 1862, einem Sonnabend, dem Vorabend des
Kirchweihfestes im benachbarten Langenwolmsdorf, abends zwischen 7 und 8
Uhr,  die Bewohner waren meist in den
Viehställen beschäftigt. Da ertönte auf einmal der Schreckensruf: Feuer!
In der Scheune der jetzigen Sperlingschen Wirtschaft, damals
dem Besitzer Schlesier gehörig, war durch irgendwelche, bis heute nicht
aufgeklärte Ursache, wahrscheinlich aber durch die Fahrlässigkeit eines
Dienstboten, der Brand ausgebrochen. Bei dem unglücklicherweise herrschenden
orkanartigen Sturme aus Südost verbreitete sich das Feuer mit Riesenschnelle
und in kurzer Zeit standen bereits mehrere Gebäude der Nachbarschaft in hellen
Flammen. Das brennende Stroh der Dächer überflog, von dem rasenden Sturme
getragen, ganze Häuserreihen und setzte Gebäude in Brand, die in einem ganz
anderen Ortsteile standen. Ein Bewohner des Oberdorfes eilte ins Niederdorf dem
bedrängten Bruder bei den Rettungsarbeiten beizustehen. Inzwischen gerät daheim
sein eigenes Anwesen in Brand. Die Hilferufe und das Wehgeschrei der armen
Bewohner klangen entsetzlich in die stürmische Nacht hinaus. Ein Augenzeuge,
der als Knabe von der Höhe bei Zeschnig aus, dem furchtbarem Schauspiele
zugesehen hat, erinnert sich noch heute lebhaft, wie jedes Mal, wenn das
Flugfeuer wieder ein Dach in Flammen setzte, ein markerschütternder Schrei der
entsetzten Bewohner die Luft erfüllte. Dazwischen tönten schauerlich die
Sturmglocken von den Türmen der umliegenden Ortschaften. Alles rannte
geängstigt durcheinander: jammernde Frauen, notdürftig bekleidete Kinder,
umherirrendes Vieh. Betten mit Kranken wurden in Gärten und auf Wiesen
getragen. Ein Patient, Rimmler mit Namen, starb in derselben Nacht auf einer
Wiese hinter dem Erbgericht. Ein siebenjähriger Knabe flüchtete ins Erbgericht
und kroch, von anderen unbemerkt, unter eine Bank. Zum Glück entdeckte ihn der
Erbrichter, als bereits das Haus in Flammen stand und rettete ihn vorm
Erstickungstode. Ein Einwohner kehrt aus Stolpen heim, entsetzt steht er vor
seinem brennenden Haus. Er stürmt hinein und findet seine Frau besinnungslos
vor. Während er um diese bemüht ist, kommt im Stalle seine einzige Kuh in den
Flammen um.
Hilfsbereite Retter waren von allen Nachbardörfern und auch
aus der weiteren Umgebung herbeigeeilt, aber sie standen ohnmächtig der Wut des
entfesselten Elements gegenüber, denn die gewaltige Glut ließ niemanden an die
brennenden Gebäude heran.
Es wurden 27 Gebäude eingeäschert, darunter das Erbgericht.
Im Gastzimmer desselben hing eine Wanduhr, die in dem Durcheinander der Flucht
und der Rettungsarbeiten vergessen worden war. Als man am anderen Morgen die
Trümmerstätte betrat, hing die Uhr noch an der stehengebliebene Wand und ihr
gleichmäßiges Ticktack erscholl, als wäre nichts vorgefallen. Und wer heute
Einkehr hält in unserem Erbgericht, der kann das alte treue Inventarstück
kennen lernen, das jetzt noch genau wie in jener Schreckensnacht seinen Dienst
verrichtet.

Groß war die Not der Bewohner. Mit leeren Händen standen sie vor den Trümmern
ihrer Habe,  kaum notdürftig  gekleidet, Ernte und Futtervorräte ein Raub
der Flammen, dazu der Winter vor der Tür!- Ein weites Feld für die Betätigung
der Nächstenliebe!
Und sie versagte auch diesmal nicht.
Hunderte von Fuhrwerken brachten Getreide,
Futtermittel,  Stroh, Wäsche,
Kleidungsstücke, Holz, Steine, Ziegel und anderes mit. So wurde es möglich,
dass im darauffolgenden Jahre alle Gebäude neu entstanden.
Und wer durch unser Dörfchen seine Schritte lenkt und über
vielen Haustüren die Jahreszahl 1863 erblickt, der denke daran, dass dort vor
50 Jahren des Feuers Wut gehaust hat.
Dar Allmächtige aber wollte in Zukunft und jede Gemeinde
gnädig bewahren vor solchem oder ähnlichem Schicksal!
 
Verfasst von den Gemeindeverordneten der Gemeinde Heeselicht 1912.
Original: Heimatmuseum Sebnitz
Heeselicht Ortsteil der Burgstadt Stolpen - am Rande der Sächsischen Schweiz copyright 2015
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